Rinpoche

Eine Bibliothek heute in Dargye Gompa

Arhat Michedpa als dessen Emanation die Lodrö Rinpoche gelten

Arhat Vajriputra, als dessen Emanation Ralla Rinpoche gilt.

Der junge Lodrö Rinpoche

Lodrš Rinpoche

Rinpoches Ausbildung in Tibet

Dargye Gompa war zu dieser Zeit etwa eine Tagesreise vom Kloster Samdup entfernt und der junge Rinpoche musste zu Pferd und mit Begleitern oft hin und her reisen, wenn er Belehrungen in Dargye Gompa erhielt oder wenn er Verpflichtungen in Samdup Gompa hatte. Zu seinen Aufgaben als Rinpoche des Klosters im unteren Gerölltal gehörte es schon als Kind, dass er mit seinen Begleitern durch die Dörfer zog und für die Landleute Gebete und Rituale vollzog, für gute Ernte, Verdienste, als Schutz, als Begleitung der Sterbenden und Toten. Vor allem aber praktizierte er Chöd, um die übel wollenden Geister der Region zu besänftigen.

Sein Lehrer und Vajrameister, Geshe Jampa Kedrup, gab ihm viele Einweihungen und führte ihn in die Wäsachöd Linie ein. Er stellte für ihn eine Sammlung seltener Texte aus der Chöd Tradition zusammen und liess sie in Holz schneiden, um Blockdrucke herzustellen, die fortan die Basis für den jungen Chödmeister wurde. Er wurde im ganzen Tal berühmt, beliebt und verehrt als Meditationsmeister. Obwohl sehr jung an Jahren, machte er der Linie der Lodrö alle Ehre, die als Emanationen des Arhat Michedpa galten, jenes Arhat, der einen Chörten in den Händen hält. Im Kloster Samdup gab es einen Schrein mit kostbaren Sandelholzbildern aller 16 Arhats mit ihren Begleitern. Als Rinpoche zwei Jahre alt war, brannte dieser Tempel nieder und die Statuen wurden ein Raub der Flammen. Nur die Figur des Michedpa und des Vajriputra, als dessen Emanation die Ralla Rinpoche galten, blieben völlig unversehrt und überstanden die Flammen.

Studienzeit in Lhasa

Mit 15 Jahren reiste der junge Rinpoche mit seinem Mentor nach Lhasa um an der Klosteruniversität Seraje zu studieren. Sein wichtigster Lehrer und Überlieferungsmeister wurde der Ehrwürdige Kyabje Trijang Rinpoche, der zweite Lehrer des Dalai Lama, von dem er viele Überlieferungen und Kommentare erhielt. 28 Jahre lang war er sein Schüler, bis zu dessen Tod im Jahre 1981. Weitere wichtige Lehrer waren Lhatsun Rinpoche und Geshe Ogyen Tseten.

Flucht nach Indien

Als die Rote Armee in Tibet einmarschierte und der Aufstand in Lhasa nieder geschlagen wurde, floh Lodrö Rinpoche mit vielen Mönchen und Landsleuten nach Indien. Er lernte Englisch, setzte seine Studien fort und hatte bald, mittellos wie sie alle in Indien ankamen, ein kleines Einkommen. Immer mit ihm war sein getreuer Mentor und Freund Genlags Lo Norbu.

Die Chinesen in Tibet

In Tibet, in seiner alten Heimat, wurde die Regierung seines Vaters, wie überall durch das Regime der kommunistischen Partei Chinas ersetzt, die Familie enteignet und der Vater meuchlings getötet. Die Mutter starb im Elend der Kollektivierung. Einstige Untergebene kamen, wenn sie der Kommunistischen Partei beitraten, zu Macht und Einfluss und die einstigen Herren wurden gedemütigt, enteignet, geschlagen oder getötet. Alle mussten im Kollektiv hart arbeiten und bekamen nichts, kaum zu essen, kaum medizinische Versorgung und wohnten in Hütten auf dem Boden. Im einstigen Familiensitz hatte sich die chinesische Verwaltung eingenistet.

Die Klöster Samdup und Dargye Gompa wurden wie viele Klöster, geräumt und geplündert, die Mönche verjagt oder getötet, Geshe Jampa Kedrup, der in Osttibet ausharrte, wurde in einem Lager in Darzendo gefangen gehalten. Die verwaisten Klöster wurden niedergerissen oder verfielen, weil niemand mehr die Lehmkonstruktionen unterhielt.

Nach dem Sturm der Roten Garden, als sich die Situation etwas normalisierte, wurden die Ländereien der Dahortsang unter vielen Familien aufgeteilt. Heute leben in Dahor etwa 40 Familien. Die Klöster sind wieder aufgebaut und ausgeschmückt und füllten sich wieder mit Mönchen und Nonnen, die Bilder des Dalai Lama werden hinter Schleiern versteckt. Aber bis heute besteht ein Mangel an hoch gebildeten Lehrern und Linienhaltern.

Rinpoche in der Schweiz

Als immer mehr Tibeter in der Schweiz Asyl suchten und die Tibetergemeinschaft wuchs, engagierte sich der Industrielle Kuhn für ein Kloster um dem Bedürfnis der Tibeter nach Seelsorge Rechnung zu tragen. So wurde in Rikon, dem Firmensitz der Kuhn Familie und mit deren beträchtlicher Unterstützung, ein klösterliches Tibetinstitut gegründet.

Der Dalai Lama wurde gebeten, eine Gruppe Mönche auszuwählen, die in diesem kleinen Kloster im Exil wirken sollten. Unter ihnen war auch Lodrö Rinpoche, wohl weil er sich in der fremden, westlichen Kultur, des Englischen mächtig, gut zurecht fand. Hier wirkte er mit den anderen Mönchen für das Wohl der tibetischen Gemeinschaft, als Vermittler und Lehrer. Dazu wurden auch in der tibetischen Kultur unkonventionelle Mittel eingesetzt. So betreute Lodrö Rinpoche viele Jahre eine tibetische Sendung des Schweizer Radios

In Rikon setzte er seine Studien weiter fort, wirkte am Aufbau einer tibetischen - und einer westlichen Bibliothek mit und wurde Autor verschiedener Bücher und Schriften. Ein wichtiger Lehrer in der Schweiz war Geshe Ogyen Tseten, von dem er viele †berlieferungen erhielt, sowie Song Rinpoche und Lati Rinpoche.

Als Autor oder Co-Autor veröffentlichte Lodrö Rinpoche einige Bücher, die im Kloster Rikon heraus gegeben wurden, so ein Verzeichnis der tibetischen Schriften der Bibliothek des Klosters, ein Band mit Praxistexten und Anleitungen zur Praxis der Tara und des Medizinbuddha.

Im Jahr 1985, nachdem der Dalai Lama in Rikon die Kalachakra Einweihung gewährte, reiste Lodrö Rinpoche mit Genlags Lo Norbu in seine alte Heimat zurück, nach Kham ins Gerölltal, nur für ein paar Wochen. Dort gab er viele Einweihungen und Kommentare. Die Verehrung der Landbevölkerung war gross wie zu früheren Zeiten.

Samdup Dolma Ling

Nach 30 Jahren im Kloster zum Dharmarad verliess er die Gemeinschaft der Mönche in Rikon und fand eine neue Heimat im Zentrum der Wunscherfüllenden Insel der Tara, in Erlenbach am Zürichsee. Heute wirkt er als residierender Lehrer und Gelehrter in Samdup Dolma Ling. Er setzt seine Studien unermüdlich weiter fort, sammelt alte, seltene Texte zu Themen seiner Studien und übersetzt für seine westlichen Schülerinnen und Schüler viele Praxistexte ins Deutsche.

Hier wohnte auch sein getreuer Genlags Lo Norbu. Jetzt umsorgte der Rinpoche den alten, getreuen Gefährten, der seinen Lebensabend mit viel Dharmapraxis verbrachte bis er 2008 in den Armen seines Rinpoches, begleitet von dessen Gebeten verstarb. Seine kontinuierliche, ausgedehnte, demütige Dharmapraxis war den Schülern des Zentrums ein eindrückliches Beispiel.

Gushu Ralla Rinpoche lebt heute in Genf und ist verheiratet. Der Herr des Dharmas im Gerölltal, Meister Ngawang Phüntsog, lebt in Amerika. Der Nachfolger des Bari Getag Rinpoche lebt in Ganze, der Provinzhauptstadt in Osttibet und ist immer noch sehr beliebt und geachtet.